Urbane ÖkoStadtspaziergänge 2010

„Nachhaltiger Stadtumbau“

Klimaveränderung und die Notwendigkeit von CO² -Emissionseinsparungen erfordern eine ökologische und nachhaltige Neuausrichtung der Städte. Ein Abriss der vorhandenen Substanz zugunsten CO² neutraler Neubauten verbietet sich mit Blick auf den dafür benötigten Ressourceneinsatz. Lösungen müssen also im Bestand entwickelt werden.
Die Anpassung vorhandener Bausubstanz an neue Standards, das Recycling von vorhandenen Ressourcen, sowohl an Gebäuden als auch von Materialien, und die Versorgung mit lebensnotwendigen Energien gilt es dabei unter den lokalen Begebenheiten auszuschöpfen.
Mit drei Urbanen ÖkoStadtspaziergängen begaben sich ÖkoStadt Bremen und das Autonome Architektur Atelier (AAA) 2010 auf die Suche nach Beispielen im Bremer Stadtraum, an denen sich Lösungen für den nachhaltigen Umbau unserer Stadt gut sichtbar ablesen lassen.


Spaziergang 1:
Zwischen Grün und Zwischen Nutzung – Nischen und Lücken entlang der grauen Schneise

Termin: Sonntag, 8. August 2010, 14:00 Uhr
Start: Neustadtsbahnhof

Im gesamten Stadtgebiet ergeben sich immer wieder temporäre Leerstände, in denen Immobilien für einen kürzeren oder längeren Zeitraum in eine Art Winterstarre verfallen. Der 1. Spaziergang zum Thema „Zwischennutzungen“ stellt das Ausmaß von Leerstand in der Stadt dar und setzt sich mit den Potentialen auseinander, die eine vorübergehende oder dauerhafte Nutzung bietet.
An der Grenze zwischen Neustadt und Woltmershausen ergibt sich – durchschnitten von der Hochstraße/B6 und der Bahnstrecke nach Oldenburg – eine Zone städtischen Umbruchs. Verlassene Industrie- und Gewerbeareale warten hier ebenso auf eine neue Nutzung, wie auch der Neustädter Güterbahnhof. Im Sog dieser Umstrukturierung befindet sich auch das Hohentorsquartier, das im Zuge der Stadtsanierung besonderer Förderung unterliegt. Daneben vermittelt Woltmershausen ein Gefühl der Abgeschnittenheit, obwohl es räumlich in Sichtweite des Doms liegt.
Vom Startpunkt an der alten Güldenhausfabrik erkunden wir das Hohentorsquartier und das vordere Woltmershausen. Hier, ehemals im Schatten des Bremer Gasometers, ergeben sich Nischen, die nach einer neuen Nutzung rufen oder in denen sich die Natur wieder durchgesetzt hat. Wir erkunden Orte, an denen sich (Zwischen-)nutzungen bereits etabliert haben oder künftig etablieren könnten.









Spaziergang 2:
Power Walking – Eine grüne Stromlandschaft

Termin: Sonntag, 5. September 2010, 14:00 Uhr
Start: Vorplatz Weserstadion (Fanshop)

Auf dem 2.Spaziergang wenden wir uns dem Thema „Saubere Energien“ zu.
Eine der zentralen Weichenstellungen für die Zukunft ist die Erzeugung und Nutzung möglichst umweltfreundlicher Energie. Dies können Solarstrom, Wasser- oder Windenergie sein wie auch der möglichst effiziente Einsatz von Brennstoffen.
Die Lage am Fluss spricht natürlich für die Nutzung von Wasserkraft, oder liegt die Zukunft eher in umweltfreundlichen dezentralen Anlagen, die sich auf Dächern und in Kellern Bremer Häuser verbergen? Dieser Spaziergang führt uns vom Weserstadion zum neuen Weserkraftwerk und weiter zu privaten Beispielen nachhaltiger Energiegewinnung.
Dazwischen liegt das gepflegte Grün von Pauliner Marsch und Stadtwerder, ein Raum von hohem Erholungswert, den wohl jeder Bremer / jede Bremerin in seinem momentanen Zustand erhalten will. Wir finden hier Rückzugsräume der Natur und spektakuläre Zeugnisse der Kraft der Natur, die vom Menschen in eine bestimmte Form gezwängt wird.









Spaziergang 3:
Flanieren im Geräuschkanal – Zwischen Outletödnis und Straßendschungel

Termin: Sonntag, 26. September, 14:00 Uhr
Start: Bushaltestelle Carl-Zeiss-Straße

Der Bau einer neuen Autobahn wie der A 281 inmitten einer dichtbesiedelten Stadt ruft fast zwangsläufig Proteste gegen ihren Verlauf, gegen den Umfang der Baumaßnahmen und über ihren Sinn im Allgemeinen auf den Plan. Temporäre Auf-, Abfahrten und Querspangen, der Aufkauf und Abriss diverser Wohn- und Gewerbeimmobilien und die Neuordnung eines ganzen Areals zur sog. “Airport Stadt“ verstärken den Unmut.
Wir haben es mit einem Gebiet zu tun, das schon jetzt unter starken Beeinträchtigungen durch Straßen- und Fluglärm leidet, und dessen Lebensqualität durch weitere Beschneidung der Freiflächen und Steigerung des Verkehrslärms rapide abnehmen wird.
Unser Urbaner Spaziergang startet nahe dem Endpunkt der künftigen Autobahn A 281 im Gewerbegebiet/Factory Outlet Center Stuhr. Neben der Suburbanisierung sind es immer größere Gewerbegebiete, die steigende Autoverkehre auf diesen Straßen erzeugen. Aus diesem, gerade an Sonntagen erstaunlich parkähnlichem Gebiet bewegen wir uns entlang und parallel zur Kattenturmer Heerstraße. Abseits der Straße stoßen wir auf Wohnquartiere, die unter dem beständigen Lärm leiden, und ebenso auf Kleingärten und Grünnischen, die idyllisch wirken würden, gingen nicht regelmäßig Flugzeuge mit ohrenbetäubendem Lärm nieder. An der Neuenlanderstraße endet der Spaziergang und gibt den Blick frei auf die Ultima Ratio der Stadtentwicklung, den Abriss von Gebäuden aufgrund der Nutzungskonflikte.

Der einzige Weg zur Lösung eines globalen Problems sind weltweite lokale Lösungen. Ich glaube, es gibt eigentlich überhaupt nichts, was ausschließlich global wäre. Alles Globale hat vielmehr lokale Wurzeln.

Dr. Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises 1993