Urbane Spaziergänge 2008

Verkehr
Am 24.8.08, Treffpunkt Hauptbahnhof (Skaterpark/Vorplatz)

Streckenverlauf: Rembertikreisel, Hochstrasse, Friedrich-Rauers-Strasse, Güterbahnhof, altes Postamt.

In der mobilen, global vernetzten Gesellschaft sind Verkehrstränge zu Lebensadern geworden. Die Dominanz des Verkehrsmittels Auto beschneidet dabei die Freiheit der anderen Verkehrsteilnehmer, nimmt immer größere Flächen in Anspruch und quält mit seinen Emissionen Mensch und Umwelt. Dennoch entstehen immer neue Verkehrsbauten, etwa die A281 und der Ausbau der Schwachhauser Heerstraße, welche die Vorherrschaft des Automobils auch in Zukunft garantieren. Andererseits zielen die Ausweisung von Umweltzonen und das Experimentieren mit neuen Verkehrskonzepten, wie shared-spaces, auf ein Umdenken in der Verkehrsfrage ab.
Aus der Perspektive des Spaziergängers soll die Dominanz bestimmter Verkehrsträger verdeutlicht werden. Dazu werden an Orten, die anderen VerkehrsteilnehmerInnen vorbehalten sind, aktuelle Verkehrsentwicklungen vorgestellt und diskutiert. Gleichzeitig wird durch positive Ansätze und Beispiele eine konstruktive Auseinandersetzung mit der Verkehrsentwicklung angeregt.

Naturerfahrung im städtischen Raum
Am 21.9.08, Treffpunkt Hansator 1 (Abfertigung)

Streckenverlauf: Konsul-Smidt-Strasse, Hafenkante (Möwenparadies), Überseepark, Kühlhaus (Wildwuchs)

Der städtische Raum mit seinen Bauten und Verkehrswegen gilt vielfach als Gegenentwurf zur freien Natur, Naturerfahrung wird vielmehr mit Ausflügen ins Grüne gleichgesetzt. Doch Stadt als Naturraum stellt sich vielfältige dar. Öffentliche Grünanlagen oder auch die vielen halböffentlichen Vorgärten gelten als Orte der domestizierten Natur. Gleichwohl gibt es auch in der Stadt die Möglichkeit der Naturerfahrung. Dies sind die kleinen, grünen Oasen, die liebevoll gepflegt werden. Dies sind aber auch oft versteckte Nischen, in denen sich die Vegetation gegen die bebaute Umwelt ihren Lebensraum zurückerkämpft hat. Eben diese grünen Oasen im Bremer Stadtgebiet sollen erkundet werden. Es wird auf offensichtliche Plätze und Grünflächen geblickt, aber auch in den vermeintlichen Schatten und/oder lebensfeindlichen Orten nach Spuren von Grün gesucht. Gleichzeitig wird neben der Naturerfahrung auch die Zügelung der Natur durch technische Systeme und deren Dimensionen erlebbar gemacht.

Bauen/Wohnen/Leben
Am 26.10.08, Treffpunkt Haltestelle Wilhelm-Kaisen-Brücke

Streckenverlauf: Grünenstrasse 17/18 (Anders Wohnen e.G.), Hardenbergstrasse/Beginenhof, Friedrich-Ebert-Strasse (Stadtteilbibliothek Neustadt), Schule an der Kornstrasse.

Das Leitbild der kompakten Stadt strebt kurze Wege und möglichst geringen Energieaufwand für Versorgung, Arbeitswege und Freizeitgestaltung an. Leerstand und Brachflächen inmitten der Stadt beeinträchtigen dieses Ziel, der steigende Wohnflächenbedarf pro Person erzwingt geradezu einen Ausbau des Wohnflächenangebots im Umland. Gegen diese Entwicklung stehen Beispiele für gelungene Wohnprojekte in Innenstadtlagen, die Baulücken geschickt füllen und ehemals leer stehende Gebäude kreativ umnutzen. In diesen Projekten werden auch ökologische Standards umgesetzt, die vielen Bestandsbauten fehlen und die Energiebilanz dieser Gebäude belasten. Während des Spaziergangs werden sowohl positive als auch negative Beispiele für eine nachhaltige Gebäudenutzung ausfindig gemacht, nach Möglichkeit werden also verschiedene Projekte auch von Innen betrachtet.

Der einzige Weg zur Lösung eines globalen Problems sind weltweite lokale Lösungen. Ich glaube, es gibt eigentlich überhaupt nichts, was ausschließlich global wäre. Alles Globale hat vielmehr lokale Wurzeln.

Dr. Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises 1993