Es wird endlich Zeit, das Auto zu verteufeln.

Das Streitgespräch zu Deutschlands liebstes Kind

An diesem Donnerstagabend wurde es laut in der Krimibibliothek. ÖkoStadt Bremen hatte zum Streitgespräch geladen mit dem brisanten Thema „Das Auto – Des Deutschen liebstes Kind“. Sich gegenüber standen der Buchautor und Tatort Regisseur Klaus Gietinger und der Autoenthusiast sowie Mitinhaber und Geschäftsführer von Bremer Hachez Chocolade Hasso Nauck. Schlichter im Ring war Theo Schlüter, der das Gespräch für seine Sendung „Nordwest Radio unterwegs“ aufzeichnete (Sendetermin: 25.11.2011 auch als Stream abrufbar). Vor dem Hintergrund des Buches „Totalschaden – Das Autohasserbuch“ von Klaus Gietinger ging es um das Für und Wider dieses beliebten Fortbewegungsmittels.

Klaus Gietinger

Klaus Gietinger sieht im Auto eine Massenvernichtungswaffe, eine These, die er mit den Verkehrstotenzahlen untermauert, und möchte die Gesellschaft am liebsten durch einen Exorzismus von diesem Teufel befreien. Durch die Abschaffung des Autos ließe sich das Leben vieler Menschen verbessern, sagt er. Das Auto stelle eine Bedrohung für die Ökonomie und die Ökologie dar. Neben der zunehmenden Sicherheit Unterwegs würde die regionale Wirtschaft ebenfalls durch die Abschaffung des Autos als Massenverkehrsmittel gefördert werden. Denn in allen Jahren habe nicht die Zeit zugenommen, die jeder Unterwegs ist, sondern nur die Entfernungen die man dabei zurücklegt.

Für Hasso Nauck besteht die Gesellschaft aus vielen Motoren, die ein Vorwärtskommen erst ermöglichen. Eine Verteufelung des Autos würde eher zum gesellschaftlichen Stillstand führen, da für ihn Mobilität gleichzusetzen ist mit Entwicklung und Wohlstand. Gerade als Unternehmer verweist er auf die Logistik, die durch motorisierten Verkehr eine Versorgung erst ermögliche. Statt zu verteufeln sollten lieber die Regeln für einen Umgang mit dem Auto so formuliert werden, dass sich die Nachteile und Risiken minimieren lassen.

v.l.n.r.: Theo schlüter, Hasso Nauck, Klaus Gietinger

Insgesamt erlebten die Beobachter dieser spannenden Diskussion einen ereignisreichen Abend. Viele unterschiedliche Facetten des Themas wurden aufgegriffen und debattiert. Die Kontrahenten gaben sich wenig und konterten jeweils immer wieder mit guten Argumenten und auch das Publikum diskutierte leidenschaftlich mit.

Hasso Nauck war dankenswerter Weise kurzfristig für Prof. Frank Haller eingesprungen.

Das Copyright der Fotos liegt bei Viora Weber.

Literatur Tipp:
“Totalschaden: Das Autohasserbuch”, Klaus Gietinger
ISBN 978-3-938060-47-6

Das Gespäch auf Nordwestradio zum anhören: Totalschaden – Reizthema Auto

Der einzige Weg zur Lösung eines globalen Problems sind weltweite lokale Lösungen. Ich glaube, es gibt eigentlich überhaupt nichts, was ausschließlich global wäre. Alles Globale hat vielmehr lokale Wurzeln.

Dr. Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises 1993