Praktisch Gärtnern

Forum 4

Beim „Praktischen Gärtern“, dem vierten Forum, wurden drei auf den ersten Blick ganz unterschiedliche Aspekte vorgestellt.

Volker Kranz            Foto: Britta Wiebrock

Volker Kranz, professioneller Gärtner und Permakultur-Designer, skizzierte das Konzept der Permakultur, einer letztlich philosophischen Herangehensweise an die Nutzung der Natur für menschliche Zwecke. Ihr liegt ein systemisches, prozesshaftes Denken zugrunde, das nicht ein nur auf den Endzweck gerichtetes Planen in den Mittelpunkt stellt, sondern sich bemüht, die gärtnerischen Absichten den vorgefundenen Gegebenheiten anzupassen und die dafür benötigten Bedingungen behutsam herzustellen. Als eindrucksvolles Beispiel diente die bekannte Kräuterspirale, die ja gerade deshalb „erfunden“ wurde, um unterschiedlichen Standortansprüchen verschiedener Kräuter gerecht zu werden. Im Denken der Permakultur geht es noch einen Schritt weiter, indem auch die Form der Kräuterspirale selbst variiert wird, sofern die örtlichen Gegebenheiten es verlangen. So ist eine sich nach innen drehende Spirale bei ständig wehendem Wind, z.B. an der Küste, sinnvoller als das nach außen gewundene „Original“.

Dieter Rudolph            Foto: Britta Wiebrock

Im zweiten Teil referierte Dieter Rudolph, Vorsitzender des Imkervereins Bremen von 1875, über Generalisten und Individualisten. Gemeint sind Honigbienen einerseits und Wildbienen andererseits, letztere eben die Individualisten, sprich sie leben einzeln, benötigen eine Vielzahl an Nistmöglichkeiten und zu ihrer Ernährung eine große Artenvielfalt in der Vegetation. Da sie in weit größerem Umfang zur Bestäubung beitragen als die Honigbiene, die Verarmung der Vegetation ihren Lebensraum aber stark einengt, hat der Imkerverein in Kooperation mit dem BUND die Kampagne „Bremen blüht auf“ ins Leben gerufen: auf Randstreifen ausgesäte und gepflanzte Blütenpflanzen wie Korn- oder Mohnblumen, Phazelia und andere Arten, die nebenbei auch noch das Straßenbild verschönern.

Pit Mau            Foto: Britta Wiebrock

Schließlich unternahm Pit Mau vom Verein „Effektive Mikroorganismen“ den Versuch, das komplexe Leben der Mikroorganismen zu beleuchten und ihren Effekt auf das Bodenleben im Garten zu erläutern. Das ging nicht ganz ohne Rückgriffe auf den Biologieunterricht, um biochemische Prozesse verständlich zu machen. Kurzgefasst handelt es sich bei EM um eine Methode zur Verbesserung der Bodenqualität durch Fermentation, d.h. um eine Kompostierung organischen Materials unter Sauerstoffausschluss und mit Hilfe bestimmter Mikroorganismen, die u.a. die milchsaure Vergärung – siehe Sauerkraut – in Gang setzen . Interessanterweise finden die Effektiven Mikroorganismen nicht nur im Gartenbau Anwendung, sondern z.B. auch in der Kläranlage der öffentlichen Toiletten des Hamburger Hauptbahnhofs – mit gutem Erfolg!

Insgesamt reichte die Zeit leider hinten und vorne nicht, um die drei Themen miteinander zu verknüpfen und Querverbindungen herzustellen. Dazu wäre eine gesonderte Veranstaltungsreihe sicher lohnenswert.

Der einzige Weg zur Lösung eines globalen Problems sind weltweite lokale Lösungen. Ich glaube, es gibt eigentlich überhaupt nichts, was ausschließlich global wäre. Alles Globale hat vielmehr lokale Wurzeln.

Dr. Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises 1993