Ideenworkshop Floating Homes – 09.07.2015

Wenig überraschend für die lange mit der Materie vertrauten Bremer war es dann, dass die Bedenken von Wasserwirtschaft und Deichverband sich überwiegend gegen die räumlich und städtebaulich interessanten Standorte wandten, wobei die Einwände vom Arten- und Vogelschutz (Wendebecken, Maschinenfleeth) bis hin zum allgemeinen Landschaftsschutz resp. Erholungs- und/oder Sportflächen (die meisten der Binnenseen, aber auch Werder See) reichten.

Bei den auf der linken Weserseite befindlichen Vorschlägen – vom Habenhauser Yachthafen bis zum Teerhof – lag der Haupteinwand darin, dass bei einem Jahrhunderthochwasser der Werder See und die Kleine Weser zur zweiten Abflussrinne werden und die erhebliche Strömungsgeschwindigkeit (600 cbm/Sek) die Objekte dann mitreißen könnte. Schäden an Wehr- und Brückenbauten wären die Folge. Auch der Yachthafen Habenhausen droht dann zur Flutrinne zu werden und sei außerdem durch niedersächsische Ausgleichsmaßnahmen nur eingeschränkt verfügbar.

Das für einen solchen Fall, dank entsprechender Hochwasservorwarnzeit, die Objekte einer Werder See City (ca. 20-30) noch rechtzeitig über das notwendige Schleusenwerk in einen der rechtsseitigen Häfen geschleppt werden könnten, mochten die Bedenkenträger nicht gelten lassen, obwohl solche Regelungen auch für die an der Schlachte befindlichen Hostelschiffe gelten.
So bleiben als stadtnahe, völlig unbedenkliche Flächen nur die relativ „unattraktiven“ Areale im Hemelinger Yachthafen, Im Allerhafen und im Hohentorshafen übrig, die aber wegen der Nähe zu Entsorgungsnutzern (Schrottindustrie) bzw. Unzugänglichkeit (nicht genutzte Uferzonen im Hohentorshafen) unattraktiv resp. nicht genehmigungsfähig sind.

Außerdem wird sich die Stadt mittelfristig vor die Frage gestellt sehen, ob sie nach einer Stilllegung des Kohlekraftwerkes Hastedt, dieses abreißen und das gesamte Areal wasserseitig städtebaulich entwickeln oder ungenutzt vor sich hindämmern lässt bzw. unattraktiven Gewerbe überlässt. Das Gleiche gilt auch für den Bereich Hohentorshafen in Richtung Grünflächen Woltmershausen. Auch dort könnte spiegelbildlich zur Bebauung der weserseitigen Überseestadt eine attraktive Wohnlage entstehen zzgl. eines Standortes für schwimmende Objekte auf dem Wasser und Marina für die neuen Bewohner.
Die immer wieder verworfene Nutzung der Überseestadt hängt schließlich an der Frage der Vermarktung der landseitigen Flächen durch die Wirtschafts-förderung, die erst nach einer Neuausschreibung wieder auf die Tagesordnung kommt. Auch wenn die derzeitigen Bewohner und Büronutzer die Wasserfläche trostlos finden und sich eine Belebung wünschen, wird dort sicherlich nicht das erste Anchor-Projekt von Floating Homes erfolgen.

Ebenso wahrscheinlich ist dies auch in Bremen Nord im Sportpark Grambke wegen widerstreitender öffentlicher Interessen und der Zugangs- und Entsorgungsproblematik. Dort bliebe nur noch die genauere Prüfung des Grohner Yachthafens gegen die seitens der Umweltbehörde keine Bedenken erhoben worden sind, während alle anderen Bremen-Nord Standorte wegen NSG und Vogelschutzvorrang außer Acht zu bleiben haben.

Der einzige Weg zur Lösung eines globalen Problems sind weltweite lokale Lösungen. Ich glaube, es gibt eigentlich überhaupt nichts, was ausschließlich global wäre. Alles Globale hat vielmehr lokale Wurzeln.

Dr. Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises 1993