Floating Homes Workshop – 09.07.2015

Am 9.Juli traf sich eine buntgemischte Runde im Hause des Bausenators zu einem Standortworkshop. Nach dem leidigen Hin und Her, wegen der schwimmenden Häuser in der Überseestadt, wollten sich Planer und Architekten noch einmal mit den Fachleuten aus der Behörde und vom Deichverband über die Möglichkeiten und Hindernisse von verschiedenen Standorten verständigen. Das Ziel besteht darin, nach der Untersuchung und einer für den Herbst geplanten vor-Ort-Betrachtung zu einer abschließenden Einschätzung zu gelangen, welche dann auch Grundlage für einen „Hausbootmasterplan“ sein könnte, wie der Hamburger Architekt Daniel Wickersheim es nannte.

Wenig überraschend für die lange mit der Materie vertrauten Bremer war es dann, dass die Bedenken von Wasserwirtschaft und Deichverband sich überwiegend gegen die räumlich und städtebaulich interessanten Standorte wandten, wobei die Einwände vom Arten- und Vogelschutz (Wendebecken, Maschinenfleeth) bis hin zum allgemeinen Landschaftsschutz resp. Erholungs- und/oder Sportflächen (die meisten der Binnenseen, aber auch Werder See) reichten.

Bei den auf der linken Weserseite befindlichen Vorschlägen,vom Habenhauser Yachthafen bis zum Teerhof, lag der Haupteinwand darin, dass bei einem Jahrhunderthochwasser der Werder See und die Kleine Weser zur zweiten Abflussrinne werden und die erhebliche Strömungsgeschwindigkeit (600 cbm/Sek) die Objekte dann mitreißen könnte. Schäden an Wehr- und Brückenbauten wären die Folge. Auch der Yachthafen Habenhausen droht dann zur Flutrinne zu werden und sei außerdem durch niedersächsische Ausgleichsmaßnahmen nur eingeschränkt verfügbar.

Das für einen solchen Fall, dank entsprechender Hochwasservorwarnzeit, die Objekte einer Werder See City (ca. 20-30) noch rechtzeitig über das notwendige Schleusenwerk in einen der rechtsseitigen Häfen geschleppt werden könnten, mochten die Bedenkenträger nicht gelten lassen, obwohl solche Regelungen auch für die an der Schlachte befindlichen Hostelschiffe gelten. So bleiben als stadtnahe, völlig unbedenkliche Flächen nur die relativ „unattraktiven“ Areale im Hemelinger Yachthafen, Im Allerhafen und im Hohentorshafen übrig, die aber wegen der Nähe zu Entsorgungsnutzern (Schrottindustrie) bzw. Unzugänglichkeit (nicht genutzte Uferzonen im Hohentorshafen) unattraktiv resp. nicht genehmigungsfähig sind.

Außerdem wird sich die Stadt mittelfristig vor die Frage gestellt sehen, ob sie nach einer Stilllegung des Kohlekraftwerkes Hastedt, dieses abreißen und das gesamte Areal wasserseitig städtebaulich entwickeln oder ungenutzt vor sich hindämmern lässt bzw. unattraktiven Gewerbe überlässt. Das Gleiche gilt auch für den Bereich Hohentorshafen in Richtung Grünflächen Woltmershausen. Auch dort könnte spiegelbildlich zur Bebauung der weserseitigen Überseestadt eine attraktive Wohnlage entstehen zzgl. eines Standortes für schwimmende Objekte auf dem Wasser und Marina für die neuen Bewohner.
Die immer wieder verworfene Nutzung der Überseestadt hängt schließlich an der Frage der Vermarktung der landseitigen Flächen durch die Wirtschafts-förderung, die erst nach einer Neuausschreibung wieder auf die Tagesordnung kommt. Auch wenn die derzeitigen Bewohner und Büronutzer die Wasserfläche trostlos finden und sich eine Belebung wünschen, wird dort sicherlich nicht das erste Anchor-Projekt von Floating Homes erfolgen.

Ebenso wahrscheinlich ist dies auch in Bremen Nord im Sportpark Grambke wegen widerstreitender öffentlicher Interessen und der Zugangs- und Entsorgungsproblematik. Dort bliebe nur noch die genauere Prüfung des Grohner Yachthafens gegen die seitens der Umweltbehörde keine Bedenken erhoben worden sind, während alle anderen Bremen-Nord Standorte wegen NSG und Vogelschutzvorrang außer Acht zu bleiben haben.

Informationsveranstaltung „Floating Homes“

Am Donnerstag, 20.10.2011 lud ÖkoStadt Bremen e.V. zu einer Informationsveranstaltung ein, die von mehr als 30 Personen gut besucht wurde. Vertreter vom Senator für Umwelt, Bau und Verkehr, Architekten, Presse (Artikel) und Interessenten sprachen über Standorte, Kosten und den Zeithorizont.

Schwimmende Häuser bald auch in Bremen!?

Nach Aussage eines Behördenvertreters ist die Stadt Bremen daran interessiert, Floating Homes zu ermöglichen. Von der Planung bis hin zur Bewilligung werden mindestens 18 Monate vergehen fügte der Vertreter hinzu.
Hinsichtlich des Standortes konzentriert sich die Behörde auf die Attraktivitätssteigerung der Überseestadt vor dem Schuppen 3. Nach Prüfung weiterer Fragen durch die senatorische Arbeitsgemeinschaft (AG) wird demnächst eine Vorhaben- und Entwicklungsplanung durchgeführt.
Andere Standorte wie bspw. Hohentorshafen und Kleine Weser (höhe Teerhof bzw. Stadtwerder) wurden wegen möglichen Eisganges, Interventionsmöglichkeiten von Anwohnern, Firmen oder Bürgerinitiativen, und Lärms verworfen. Das Problem mit dem Eisgang kann dadurch umgangen werden, indem das Haus im Winter an Land verbracht wird.

Bei der Technik wird zwischen autarken und nicht autarken Häusern unterschieden:

  • Nicht autarke Häuser werden, wie konventionelle Häuser auch, an die übliche Infrastruktur angeschlossen. Die Höhe der Infrastrukturkosten werden im Rahmen der senatorischen AG geprüft.
  • Autarke Häuser hingegen benötigen eine eigene Strom- und Wasserquelle. Das Abwasser muss ebenfalls separat aufgefangen und abtransportiert werden.

In einer Modellrechnung einer Architektin werden die Gesamtkosten eines schwimmenden Hauses mit 35qm auf € 94.000 beziffert. Sie plant die Errichtung eines Musterschwimmhauses im Hohentorshafen für 2012. Mehrere Teilnehmer hielten die Zahlen für zu niedrig.

Des weiteren wurde angeregt, eine Machbarkeitsstudie durchzuführen und zwecks einer vielgestaltigen Umsetzung einen Architektenwettbewerb auszuschreiben, um möglichst viele unterschiedliche Interessenten bzw. Investoren für das Thema Floating Homes zu gewinnen.

Foto: ©Jennifer Petry

Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an Andreas Jordan (Tel.:0421/70-1000-33).

Der einzige Weg zur Lösung eines globalen Problems sind weltweite lokale Lösungen. Ich glaube, es gibt eigentlich überhaupt nichts, was ausschließlich global wäre. Alles Globale hat vielmehr lokale Wurzeln.

Dr. Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises 1993