Klimaanpassungsschule

7.11.2013 19:00 Uhr Stadtbibliothek, Wallsaal

Krankheiten, die bislang untypisch für den norddeutschen Raum waren, sind in den letzten Jahren auf dem Vormarsch, begünstigt durch den Klimawandel. Welchen Einfluss hat das auf unsere Ernährung? Welche Handlungsmöglichkeiten bieten sich Gesundheitsbeauftragtem, Pflegekraft oder Arzt? Was bedeutet das in der Pflege von alten Menschen, Schwangeren und Kindern? Und wie stellen sich Bremer Krankenhäuser darauf ein?

Ein eigenes Fortbildungsprogramm an der Berliner Charité für medizinisches Personal vermittelt seit diesem Jahr neue diagnostische und therapeutische Ansätze im Umgang mit wetter- bzw. klimabedingten Gesundheitsrisiken.

Diese Veranstaltung stellte das Fortbildungsprogramm vor und es wurden sowohl Chancen als auch Risiken für die Bremer Krankenhäuser diskutiert.

Dr. Tanja Wolf von der WHO

Eingangs gab Dr. Tanja Wolf einen Einblick in die Arbeit der WHO, insbesondere zu den Wechselwirkungen zwischen Klimawandel, Gesundheit und Nachhaltigkeit.

Als Auswirkungen von Klimaveränderung auf unsere Gesundheit nannte sie Extremwetterlagen, Luftverschmutzung, Wasserknappheit und damit verbundene Infektionskrankheiten, mangelnde Nahrungsversorgung, aber auch das Problem von Migration und Flüchtlingsströmen.

Matthias Werchan von der Charité Berlin

Matthias Werchan von der Charité Berlin stellte das Projekt „Klimaanpassungsschule“ vor, ein Fort- und Weiterbildungsprogramm für medizinische und pflegerische Berufe. (Vortrag) Das vorerst auf 2 Jahre angelegte Projekt (2012/2013) erarbeitet in einem interdisziplinären Team Vorlagen, die online abrufbar sind und gibt Handlungsempfehlungen heraus. Für den Fall der Projektverlängerung sind weitere Schulungen geplant.

Werchan selbst beschäftigt sich mit der Pollenerfassung und informiert über die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst die Öffentlichkeit in Form aktueller Pollenflugvorhersagen.

Ob der Klimawandel ursächlich ist für vermehrten oder veränderten Pollenflug, konnte Werchan weder bestätigen noch ausschließen, zu viele andere Faktoren spielten da eine Rolle, z.B. auch der Standort der Messgeräte. Eindeutig feststellbar sei aber die Zunahme der Verbreitung von Pflanzenarten, die aufgrund der klimatischen Veränderungen jetzt auch in unseren Breitengraden heimisch werden mit z.T. erheblichen gesundheitlichen Nebenwirkungen. Als Beispiel nannte er das Beifußblättrige Traubenkraut Ambrosia, das Asthma und andere schwere allergische Reaktionen auslösen kann.

Auch Dr. Martin Götz vom Bremer Senator für Gesundheit wies darauf hin, dass die Umweltmedizin sich schwer tut mit dem Nachweis der Kausalität zwischen Klimawandel und bestimmten Krankheitsbildern, weil Ursache und Wirkung von zu vielen anderen Faktoren mitbeeinflusst wird. Dass aber verstärkt auftretende Hitzewellen Einfluss auf die Sterblichkeit gerade der Risikogruppen wie Kinder und Ältere haben, sei aber unbestritten.

Im Anschluss an die Statements der Referenten entspann sich eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum unter der fachkundigen Moderation von Gudrun Goldmann.

v.r.n.l.: Dr. M. Götz, Dr. T. Wolf, G. Goldmann und M. Werchan

Der einzige Weg zur Lösung eines globalen Problems sind weltweite lokale Lösungen. Ich glaube, es gibt eigentlich überhaupt nichts, was ausschließlich global wäre. Alles Globale hat vielmehr lokale Wurzeln.

Dr. Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises 1993