Es gibt nicht genug Lithium!

Mit einer Kontroverse über das Thema E-Mobilität & Carsharing endeten die diesjährigen Umwelt Tage Bremen (UTB).

Andreas Jordan vom Veranstalter ÖkoStadt Bremen e.V. verwies in seiner Begrüßung auf eine Untersuchung der Unternehmensberatung A. D. Little.

Andreas Jordan

Demzufolge wohnen derzeit 50% aller Menschen in Städten. Im Jahr 2050 werden es ca. 70% sein, eine Herausforderung für den Umgang mit innerstädtischer Mobilität. Vielleicht sollten dann Elektromobile gemeinschaftliches Eigentum werden, die von allen jederzeit benutzt werden können. Eine gewagte These und sehr utopische Auslegung des Carsharing-Gedanken, fügte Jordan hinzu.

Dr. Axel Friedrich, ehem. Abteilungsleiter des Umweltbundesamtes, Berlin ist bezüglich der Elektromobile anderer Meinung. Zum einen gebe es nicht genug Lithium-Vorkommen, andererseits sei der CO2-Ausstoß nicht geringer als bei aktuellen Euro5-Verbrennungsmotoren. Hinzu kommt, dass aktuelle Elektroautos (z. B. Opel Ampera) bei einem Verkaufspreis von knapp €40.000 – obwohl sie mit ca. €15.000 vom Hersteller subventioniert werden – immer noch viel zu teuer für die breite Masse sind. Eine konsequente Leichtbauweise, schmalere Bereifung, geringere Leistung und Endgeschwindigkeit tragen seiner Meinung nach viel mehr zum Klimaschutz bei.

Klaus Prietzel vom BUND hält Elektromobilität generell für eine gute Sache, allerdings sollte der Strom ausschließlich aus regenerativen Energien gewonnen werden. Die Weiterentwicklung von Batterien und ständige Verbesserung der Technik wird seiner Meinung nach langfristig auch zu einer Reduzierung des Preises führen. Vielleicht lassen sich durch Forschung und Entwicklung auch Stoffe finden, die Lithium ersetzen können. Generell vertritt er die Meinung, dass Elektromobile die Problematik des steigenden Verkehrsaufkommens auch nicht lösen. So fahren täglich ca.100.000 Pendler aus dem Bremer Umland nach Bremen, um hier zu arbeiten. Hier könnten, so Prietzel, die sog. Pedelecs eingesetzt werden, Elektrofahrräder, mit denen der Fahrradfahrer ohne größeren Kraftaufwand längere Strecken bis zu 10km zurücklegen kann. Dadurch würden viele Staus vermieden und die Suche nach einem Parkplatz fiele weg.

Joachim Schwarz, Geschäftsführer cambio Deutschland, stellt fest, dass die bei ihnen eingesetzten Elektromobile (Hamburg dient zurzeit als Testregion) nicht so nachgefragt werden, dass sich ein flächendeckender Einsatz betriebswirtschaftlich lohnen würde. Außerdem gehe es beim Carsharing darum, Personen dazu zu bewegen, ein Auto immer nur bedarfsgerecht zu mieten und das eigene Auto abzuschaffen. Schließlich stehen die meisten privat genutzten PKW 23 Stunden am Tag herum und blockieren wertvollen Platz. Ein Carsharingauto hingegen ersetzt bis zu 10 PKW. Das führt nicht nur zu einer Reduzierung des PKW-Bestandes sondern spart auch noch Kosten.




ÖkoStadt Bremen e.V. bedankt sich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei allen Sponsoren, Referenten, ModeratorInnen und dem lebhaftem Publikum, die auch die UTB 2011 wieder zu einer erfolgreichen Veranstaltungsreihe gemacht haben.


Foto unten: v. l., Dr. A. Friedrich, G. Goldmann, J. Schwarz und K. Prietzel

Der einzige Weg zur Lösung eines globalen Problems sind weltweite lokale Lösungen. Ich glaube, es gibt eigentlich überhaupt nichts, was ausschließlich global wäre. Alles Globale hat vielmehr lokale Wurzeln.

Dr. Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises 1993