Auftaktveranstaltung der Umwelt Tage Bremen 2011

Wir müssen einfach mal etwas wagen!

Am Mittwoch, 2. November eröffnete ÖkoStadt Bremen e.V. die Umwelt Tage 2011 zum Thema “Shared Space”.

Senator für Umwelt, Bau und Verkehr: Dr. Joachim Lohse

Nach der Begrüßung der Gäste durch den Geschäftsführer Peter Brodersen nahm Senator Dr. Joachim Lohse in seinem Grußwort Gelegenheit, mit Grundsätzlichem zur Bremer Verkehrspolitik Stellung zu beziehen. Insbesondere sei ihm als Neuling in Bremen die extreme Emotionalisierung der Verkehrsdebatten aufgefallen, weshalb er sein besonderes Augenmerk darauf richten wolle, die Debatten zu versachlichen und alle Beteiligten wieder ins Gespräch miteinander zu bringen.

Nach dem Senator sprach Klaus Goedejohann (CDU), Bürgermeister aus Bohmte, sowohl über Probleme als auch Erfolge bei der Umsetzung von „Shared Space”.
Die deutlichste Veränderung besteht in den Kategorien „Sauberkeit“ und „Gemütlichkeit“. Diese werden nach dem Umbau deutlich positiver bewertet als vorher. Bei der Verkehrssicherheit gab es den Befragten zufolge keine signifikanten Unterschiede. Auch für die Gewerbetreibenden, die während der Umbauarbeiten Umsatzeinbußen hinnehmen mussten, normalisierte sich das Geschäft nach dem Umbau wieder. Ingesamt halten knapp 80% der Befragten „Shared Space“ für einen Erfolg.

Prof. Wolfgang Bode von der Hochschule Osnabrück und Projektleiter betonte, dass es wichtig ist, zuerst die Probleme und Ziele zu definieren und zu schauen ,ob „Shared Space“ ein geeigneter Ansatz ist.

Brigitte Pieper, Referatsleiterin Verkehrsplanung beim Senator für Umwelt, führte an, dass man drei geeignete Standorte (Kornstraße, Humboldtstraße/Dobben und St.-Gotthardt-Straße) für „Shared Space“ in Bremen ausgesucht und dann zur Diskussion gestellt habe.

Von links nach rechts: Klaus Goedejohann, Stephan Glinka, Klaus Wolschner, Prof. Dipl. Ing. Wolfgang Bode, Robert Bücking und Brigitte Pieper

In der daraufhin zwischen Publikum und Podium lebhaft geführten Diskussion stellte sich vor allem diese unterschiedliche Vorgehensweise der Behörde als nicht unbedingt förderlich für „Shared Space“-Projekte heraus. Während z.B: die Interessengemeinschaft Schweizer Viertel, ein Verbund von Anwohnern, Schulvertretern und Geschäftsleuten die Probleme in der Walliserstraße zur Grundlage nimmt und „Shared Space“ als Denkansatz zur Problemlösung vorschlägt, nimmt die Behörde lediglich einen Anlass wie den Rückbau der Wendeschleife der Linie 1 in der St.Gotthardstrasse zur Basis von solchen Planungen, ohne dass ein Verkehrsprobleme sichtbar geworden und mit Betroffenen vor Ort diskutiert worden ist.

Der „Viertelbürgermeister“ Robert Bücking stellte dann dar, dass die anvisierte Maßnahme Dobben/Humboldtstrasse seiner Meinung nach wegen der massiven Intervention von Behinderten und Blinden in der öffentlichen Anhörung gescheitert sei. Auch sei klar geworden, dass gar kein richtiger Bedarf an dieser Stelle vorhanden gewesen sei.

„Shared Space ist auf jeden Fall ein interessanter Ansatz zur Lösung von einzelnen Verkehrsproblemen; entscheidend dabei ist, dass die Anwohner die Veränderung auch mittragen“, fasst Peter Brodersen den Abend zusammen. Oder wie es Prof. Dr. Müller von der Hochschule Bremen im Publikum formulierte: „Wir müssen einfach mal etwas wagen!“

Wir bedanken uns noch einmal ganz herzlich bei allen Teilnehmern dieser Veranstaltung und hoffen Sie auch bei den folgenden – im Rahmen der Umwelt Tage Bremen stattfindenden – Veranstaltungen begrüßen zu dürfen.

Das Copyright der Fotos liegt bei Viora Weber.

Literatur Tipp:
“Shared Space”: Beispiele und Argumente für öffentliche Räume
ISBN 978-3-9806341-7-1

Weiterführende Links:
“Statistische Auswertung der Stadt Bohmte”
BUND-Bremen”

Der einzige Weg zur Lösung eines globalen Problems sind weltweite lokale Lösungen. Ich glaube, es gibt eigentlich überhaupt nichts, was ausschließlich global wäre. Alles Globale hat vielmehr lokale Wurzeln.

Dr. Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises 1993