Partizipation vor Ort

Kristin Schwarze, IfS – Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik, Berlin

Frau Schwarze stellte zu Beginn die Ergebnisse der Studie „Partizipation vor Ort“ vor, die in Hamburg mit Menschen mit Migrationshintergrund durchgeführt wurde.

Zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass eine pauschale Ansprache dieses Personenkreises wenig zielführend ist.

Migrant*innen sind eine heterogene Gruppe mit sehr unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Neben der Herkunft spielen Erfahrungen aus den Heimatländern mit Behörden und Institutionen für die Beteiligung eine entscheidende Rolle. So konnten eher russische und türkische Zugewanderte als Menschen mit einer afrikanischen Abstammung zur Partizipation gewonnen werden.

Als weitere zentrale Einflussfaktoren lassen sich Bildungsstand, Lebenssituation und Sprachkenntnisse hervorheben.

Die Studie zeigt, dass Menschen aus anderen Kulturen in Gremien immer noch stark unterrepräsentiert sind, auch wenn sich die Situation in den letzten Jahren verbessert hat. Vielfach ist der formal bürokratische Rahmen in Gremien und Vereinen immer noch ein Abschreckungsfaktor. Gerade an dieser Stelle gilt es einen guten Zugang zu den migrantischen Organisationen zu schaffen. Bei Veranstaltungen mit informellen Strukturen gab es eine höhere Beteiligung als bei Begegnungen im formellen Rahmen.

Migrantenorganisation sind weniger in bestehende formale Netzwerke und Strukturen der freiwilligen Arbeit eingebunden, dafür engagieren sie sich vielfältig bei der Pflege der eigenen Kultur/Religion, Bildung, Versorgung älterer Menschen und lokalen Ökonomie.

Um die Beteiligungssituationen zu verbessern, empfiehlt die Studie u.a. bestehende Strukturen wie informelle Netzwerke zu nutzen und zu erweitern, die persönliche Ansprache und eine aktive Willkommenskultur zu fördern und im Rahmen des Beteiligungsanspruchs die Verbindlichkeit und Nachverfolgung der getroffenen Entscheidung zu stärken.

Zusätzlich muss eine zielgruppenspezifischere Ansprache erfolgen, was einen besseren Kenntnisstand der Akteure voraussetzt. Dazu gehören u.a. Schulung und Beratung zur Verbesserung der interkulturellen Kompetenzen, Schaffung von zusätzlichen personellen Ressourcen und Erhöhung des eigenen Anteils von Mitarbeiter*innen mit Migrationshintergrund.

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Der einzige Weg zur Lösung eines globalen Problems sind weltweite lokale Lösungen. Ich glaube, es gibt eigentlich überhaupt nichts, was ausschließlich global wäre. Alles Globale hat vielmehr lokale Wurzeln.

Dr. Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises 1993