Gesund durch Gärtnern

Stadtbibliothek Bremen am 14. Oktober 19 Uhr

In der recht ordentlich mit 30 Personen aus allen gesellschaftlichen Schichten besuchten Veranstaltung ging es in dem zentralen mehr als 1stündigen Vortrag von Andreas Niepel, Gartentherapeut in der Klinik Holthaus und gleichzeitig Präsident der Int. Gesellschaft für Gartentherapie(iggt) um die Frage, inwieweit die gärtnerische Tätigkeit von Menschen im Allgemeinen und von Erkrankten in der Rehabilitation die Gesundheit erhalten und die Gesundung unterstützen kann.
Frau Rupps von der Stadtbibliothek sprach ein Grußwort. In die Veranstaltung führte Andreas Jordan von ÖkoStadt Bremen ein. Gudrun Goldmann moderierte die Diskussion.

Einleitend stellte Niepel eine Reihe von allgemeinen Studien zum Phänomen der Gesundheit i.Z.m. Natur und Pflanzen vor so z.B.

  • - Geringere Verweildauer in Kliniken bei dem Blick auf eine Grünanlage
  • - Geringere Schmerzempfindlichkeit resp. –verträglichkeit bei Kontakt mit Pflanzen
  • - Untersuchung von 400 Tsd. Krankenakten in den Niederlanden, wonach die Anzahl von Krankheiten in grüner Umgebung geringer ist( verweist auch auf Umweltgerechtigkeitsstudie von Mathias)
  • - Japanische Studie zur gesundheitlichen Erholung und Freßzellenaktivität bei Bewegung im Wald. Der vorgebliche Haupteinfluss „Bewegung“ konnte widerlegt werden, weil InDoor Bewegung nicht diese Auswirkungen hatte(angesprochen, aber wissenswert ,wurde nicht, ob möglicherweise Läufer im Freien mit Kopfhörerbeschallung ebenfalls eine geringere Regenration resp. Zelltätigkeit entfalten).
  • - US-Studie, wonach Menschen nach Katastrophen in Naturparks gehen
  • - Aggressive Handlungsmotive i.Z.m. Schwererkrankungen- durch Naturbetrachtung erfolgt Motivveränderung.

Als Leitbild stellte Niepel die Gesundheitsbetrachtung bestehend aus Biopychosozialen Faktoren vor, die ergänzt um die Ökologie ein vertieftes Bild ergeben.

Die Wirkfaktoren sind physischer und psychischer Natur:

Physis:

  • - Motorisch-funktionelle Therapie
  • - Weites Spektrum der Bewegungsformen entsprechend den Krankheitsbildern
  • - Altbekannt und universell
  • - Sinnvoll
  • - Von einfacher Natur/selbsterklärend
  • - Hoher Aufforderungscharakter
  • - Körperlich aktivierend
  • - Vielfältig

Psyche:

  • - In lebende Systeme als Handelnder eingebunden
  • - Genuss u. Belohnung
  • - Dankbarkeit
  • - Psychische Grundbedürfnisse

  1. Lustgewinn/Unlustvermeidung
  2. Bindungsbedürfnis→ Umgebung wird benötigt
  3. Kontrolle u. Orientierung Depression/Psychose=Kontrollverlust am Bsp. Japanischer Versuche an Ratten(Stromschlag ohne Vorwarnung führt zu Verkleinerung d. Hippocampus)
  • - Therapie ist erst einmal Kontrollverlust
  • - Gärten sind kontrollierte Natur
  • - Durch Gartentherapie erlangt Klient Kontrolle
  1. Selbstwertgefühl → Therapie ist Angriff auf S., positives gegensteuern mit Nebenkriegsschauplatz(Garten)

In der anschließenden Diskussion mit Susanne Büssenschütt und dem Publikum unter Leitung von Gudrun Goldmann.
Wesentliche Themen waren

  • - Der Bedarf nach Qualitätssicherung bei Gartentherapien
  • - Die Verstärkung des Einsatzes in der Altenhilfe
  • - Die Anerkennung im Leistungsspektrum der Krankenkassen(derzeit verhandelt iggt mit einer KV
  • - Historische Veränderungen: Gartentherapien waren bis Kriegsende usus bei der Behandlung psychischer Erkrankungen; nach dem Krieg wurde dies als Zwangsarbeit diskreditiert.
  • - Aktuelle Veränderung der Behandlungsmethoden durch Gesundheitsreformen(ambulante Behandlungen /Verweildauer/Schweregrad), wonach überwiegend Schwerkranke in der neurologischen Rehabilitation landen. Danach findet die Therapie auf den Stationen statt z.B. mit Blüten und Blättern

Am Ende wurde an den Bistrotischen und später im Ratskeller intensiv weiter diskutiert.

Der einzige Weg zur Lösung eines globalen Problems sind weltweite lokale Lösungen. Ich glaube, es gibt eigentlich überhaupt nichts, was ausschließlich global wäre. Alles Globale hat vielmehr lokale Wurzeln.

Dr. Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises 1993